Samstag, 14. Januar 2012

Farben und Klänge Kapstadts

Südafrika ist eine Regenbogennation und sehr international. Gerade in Kapstadt leben viele Menschen, die aus der ganzen Welt zugezogen sind. Dementsprechend sind auch alle Hautfarben in allen nur erdenklichen Schattierungen zu sehen. Grob unterscheidet man zwischen black (schwarz), white (weiß) und alles dazwischen ist coloured (farbig). Das darf man hier auch so offen sagen. Aber gerade das „Zwischendrin“ ist riesig, weil viele asiatische, europäische oder arabische Wurzeln haben. (Am lustigsten finde ich braune Kinder mit krausen, roten Haaren.)
Dementsprechend vielfältig ist auch das Englisch, das hier gesprochen wird. Es gibt so gut wie kein falsch, denn alles ist möglich und alles wird verstanden (wenn auch nicht immer von mir). Wenn ich einen Südafrikaner frage, ob ich auf englisch etwas so oder so sagen kann, dann kommt grundsätzlich die Antwort „either way“ (soll heißen: mach, wie es dir gefällt!). Die meisten weißen Südafrikaner sprechen (eher) british english, was mir entgegenkommt und an was ich mich anzupassen versuche. Das „typische“ südafrikanische Englisch fällt durch rollende Rs und einen sehr hellen, flachen Klang auf. Außerdem gibt es hier auch ein Äquivalent zum britischen Sir oder Madam, nämlich Bru und Sisi. Aber damit sollte man als Ausländer nicht so um sich schmeißen – das ist eher Slang und da wird man schief angeguckt.
Dann gibt es neben Englisch noch zehn weitere offizielle Landessprachen. In Kapstadt sind das vor allem Afrikaans und Xhosa. Afrikaans ist eine dem Holländischen sehr nahe Sprache, die ich oftmals verstehe, weil sich das wie eine witzige Mischung aus Deutsch und Englisch anhört. Manchmal schnappt mein Ohr zum Beispiel Sätze auf wie: „ick kann nid klaachen“ (freie Lautschrift nach Annika) und dann muss ich oftmals innerlich grinsen. Ich hoffe, davon lerne ich noch ein bisschen was. Xhosa ist eine Sprache, in der viele verschiedene Klicklaute vorkommen, die von hell bis dunkel reichen und ich werde immer ausgelacht, wenn ich vergeblich versuche die richtige Klickfärbung hinzukriegen und gleichzeitig die Silbe nicht zu vergessen. Eine echte Herausforderung und wohl sehr schwer zu lernen! Die Medizinstudenten lernen hier einige Grundlagen Xhosa, um Patientengespräche führen zu können, aber von den Ärzten können das fast nur die Muttersprachler.
Ihr könnt euch vorstellen, wie es mir also im Krankenhaus ergeht: Das Pflegepersonal und die Security spricht untereinander meistens irgendwas, das ich nicht verstehe und schaltet dann aber netterweise auf englisch um, wenn sie mit mir „doctor“ sprechen. Die Ärzte sprechen mit den Patienten meistens auf Englisch oder einer der anderen Sprachen, die sie zufällig beherrschen. Es gibt doch ziemlich viele Patienten, die nur sehr wenig oder kein Englisch können; das sind oft Leute aus den Townships oder auch Zuwanderer aus französischsprachigen afrikanischen Ländern (da werde ich dann gerufen, weil ich der Einzige in der Notaufnahme bin, der ein bisschen Französisch kann). Die australischen Austauschstudenten haben es hier auch schwer, denn deren Akzent ist für die Südafrikaner oft unverständlich und vor allem zu schnell. Und ich mittendrin! Meine Hoffnung, hier ein „vernünftiges“ Englisch lernen zu können, ist zumindest was die Stationsarbeit angeht sehr optimistisch gewesen, aber ich genieße das Mischmasch. Und besonders glücklich bin ich, dass ich mittlerweile wohl oft südafrikanisch genug wirke, um auf Afrikaans angesprochen werden. Ein gutes Zeichen!

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